Die Menschen in Bartang leben vor allem als Feldbauern und Viehzüchter – aufgrund der vor allem seit der Sowjetzeit stark gewachsenen Bevölkerung können jedoch kaum mehr Überschüsse erwirtschaftet werden, die den Familien jenseits der reinen Subsistenzwirtschaft ein Einkommen ermöglichen. Ein Überleben ist nur möglich durch die zahlreichen Söhne und Töchter, die sich in Russland als Gastarbeiter verdingen – häufig illegal beschäftigt, ausgebeutet und rassistisch diskriminiert.
Um sie aus der Abhängigkeit von der Arbeitsmigration lösen, fördert „Bartang has a Future“ im Rahmen der „Pionierprojekte“ diejenigen Bartangi, die sich bewusst entscheiden, zu bleiben und die zahlreichen noch ungenutzten Potenziale ihrer Heimat auf nachhaltige und ökologische Weise zu erschließen.
Die Zielgruppe sind „Macher-Typen“, d.h. einzelnen Personen oder Kleingruppen mit innovativen und im Detail durchdachten Ideen, welche sich schnell und unbürokratisch umsetzen lassen. Dabei kann es sich um Projekte handeln, die der gesamten Gemeinschaft zugute kommen: Im Förderzyklus 2019/20 etwa wird der Bau eines Gewächshauses unterstützt, in welchem mit Kindern Gemüse angebaut wird, um dem chronischen Vitaminmangel zu begegnen und zu demonstrieren, dass auch in Bergregionen Gemüseanbau lohnend ist. Unterstützt werden jedoch ebenso Projekte, die zunächst nur einem kleinen Personenkreis zugute kommen, die jedoch beispielhaften Charakter entfalten können: Im aktuell geförderten Projekt einer Näherei werden Heimtextilien hergestellt, die als Teil der Hochzeitsaussteuer normalerweise in der Stadt eingekauft werden. Dieses Projekt trägt zum Entstehen lokaler Wirtschaftskreisläufe bei und zeigt, dass es möglich ist, auch in Bartang ein geregeltes Einkommen zu erwirtschaften.
Auch im Frühsommer 2020 haben „Pioniere“ aus dem oberen Bartangtal wieder die Möglichkeit, ihre Projektanträge vorzustellen und eine Förderung zu erhalten.
Niyozbegim S. (links im Bild, mit Projektinitiatorin S. Kicherer): Mit ihrem Nähereiei-Projekt hat sie die erste Ausschreibung der "PIONIERPROJEKTE" 2019 gewonnen.
Lehrer Madimar M. hat als zweiter Antragsteller bei der Aus-schreibung 2019 den Zuschlag bekommen. Hier posiert er mit seinem alten Gewächshaus. Mit den Projektgeldern wird er ein professionelleres und deutlich größeres errichten und zusammen mit Schülern bewirtschaften.
Mitte 2020 werden wir an dieser Stelle über die Entwicklung dieser beiden Projekte berichten und Bilder präsentieren